Danielle Speras Stammgäste
Der Semmering war im 19. Jahrhundert eine beliebte Sommerfrischeregion. Mit jüdischen Gästen verbindet ihn bis heute eine lange Geschichte, dokumentiert von Danielle Spera.
Die Autorin hat mit „Stammgäste“ ein Buch vorgelegt, das erstmals das jüdische Leben am Semmering beleuchtet. Die lange Geschichte beginnt im Mittelalter, als Handelswege jüdischer Kaufleute durch das Gebiet führten. Nach dem Bau der Eisenbahn über den Semmering Mitte des 19. Jahrhunderts gab es bald koschere Restaurants sowie eine eigene Sport- und Freizeitkultur am Semmering. Die Region wurde zum Ziel des Gesundheitstourismus und zum Mittelpunkt des Gesellschaftslebens: Prominente wie Sigmund Freud und Arthur Schnitzler kamen zur Sommerfrische.

Danielle Spera (Hg.), Stammgäste. Jüdinnen und Juden am Semmering. 256 S., zahlr. Fotos und Abb., 40 Euro. Amalthea, Wien 2024.
Doch die unbeschwerten Ferientage wurden immer mehr durch Antisemitismus getrübt, der schließlich in die Vertreibung und Enteignung durch die Nationalsozialisten mündete. Die Region wurde nach dem Ende des Weltkriegs durch die „neue“ jüdische Gemeinde wieder zum Leben erweckt. In zwölf Interviews erinnern sich ehemalige Stammgäste an das Leben in der Sommer- und Winterfrische nach 1945.