Lageberichte aus Niederdonau
„Die ‚Stimmung und Haltung‘ der Bevölkerung und die Versorgungslage in der Heimat galt den NS-Machteliten als wichtig“, so Tanja Wünsche im Buch „Lageberichte aus Niederdonau“.
Die 24 NS-Landräte (vergleichbar mit den heutigen Bezirkshauptleuten) und die Polizeidirektoren von St. Pölten, Wr. Neustadt und Znaim mussten ab Kriegsbeginn monatlich einen „tatsachengetreuen“ Bericht über die politische und wirtschaftliche Situation in ihrem jeweiligen Kreis verfassen und an den Reichsstatthalter von Niederdonau übermitteln.

Tanja Wünsche, Lageberichte aus Niederösterreich. Edition der Lageberichte der NS-Landräte und Polizeidirektoren 1941 bis 1945. 954 S., 49 Euro. St. Pölten 2023.
Die erhaltenen Lageberichte von November 1941 bis Februar 1945 werden im Niederösterreichischen Landesarchiv verwahrt, in dessen Edition auch dieses Buch erschienen ist. Die Lageberichte geben unter anderem Auskunft über die politische Stimmung, über oppositionelles Verhalten und besondere Vorkommnisse. Sie informieren über die Lebens- und Arbeitsbedingungen der einheimischen Bevölkerung und der ausländischen Arbeitskräfte, aber auch über die Mängel und Probleme in der Ernährungs- und Versorgungslage. Die fast 470 Berichte zeigen deutlich die Veränderungen und Brüche innerhalb dieser wenigen Jahre auf, durch die thematische Vielfalt erhält man ganz neue und ungewöhnliche Einblicke in den Alltag der während der NS-Zeit in Niederösterreich lebenden Menschen.